Sie hat mir oft von ihrer Tante in der Schweiz erzählt, die sie so gern besuchte, weil ihr deren Lebensart gefiel.
Sie (die Tante) war eine ehemalige Juristin, die sich von der Familie fern hielt und es stets vermieden hatte, sich länger an einen Mann zu binden, weil ihr das, was man gemeinhin als Familienleben ansieht, nicht zusagte. Insbesondere wollte sie - außer für Feste - nicht kochen. Gäste hatte sie gerne und auch die Kinder der entfernten Verwandtschaft durften sie besuchen. Sie ging dann mit ihnen essen oder sie reicherte ihre gewohnten Apéros etwas an. Sie selbst ernährte sich nahezu ausschließlich von diesen Kleinigkeiten: Oliven, Pecorino, Nüsse und Früchte aller Art. Auch hatte sie stets Kekse vorrätig und Getränke, wie Sekt, Grapefruitsaft, Gin und Rotwein, die sie auch den Minderjährigen nicht verweigerte, schon gar nicht an den Abenden, die philosophierend oder spielend am Kamin oder auf der Terrasse verbracht wurden, sofern man nicht ins Theater ging. Sie war auch im Alter sehr schlank, blieb im Geist beweglich und lebte allein, aber nicht einsam in ihrer hundert Jahre alten Villa am See.
Als sie starb, war es Ostern. Die Nichte, von der ich oben schrieb, war am Vorabend angekommen. Ohne die Langschläferin zu wecken, fuhr sie samstags einkaufen und wunderte sich, dass die Fensterläden bei ihrer Rückkehr noch immer geschlossen waren.
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Das kannst du nicht wollen, sagt der Sohn, mit drei stinkenden Kerlen im Auto, die zusammen nicht viel älter sind als du alleine - und jedes freie Eckchen ist mit Bierflaschen ausgestopft. . .
Und überhaupt, weißt du denn, wer kommt?
Ich meine, welche Band interessiert dich eigentlich?
Warst du schon mal bei Rock am Ring?
Findest du das nicht ein bisschen unübersichtlich?
Und von uns kann ja auch nicht die ganze Zeit einer auf dich aufpassen. . .
Also gut, wir haben zwar nur die drei Karten, aber wenn du wirklich willst, dann sag jetzt, dass du es ernst meinst - dann rufe ich Ch. an und frage, ob sich da noch irgendwas machen lässt.
Nein, ich will ja gar nicht. Ich will nur wissen, ob ich könnte, wenn ich wollte.
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Und nur weil das Thema heute im Raum stand: Seit vierzig Jahren lebe ich nun schon über meine Verhältnisse; etwa dreißig davon mit der selben Bank. Wenn das noch zwanzig Jahre gut geht, will ich weitere zehn vernünftig sein.
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Am Immernochnichtende der Woche zeichnet sich ab: nur die Hälfte des Vorhabens geschafft, dafür doppelt so viel Wein getrunken. Oder mehr.
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Tabu ist zum Beispiel das Feuerzeug auf meinem Schreibtisch.
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Warum einen anhören, dessen Wort - wenn es darauf ankommt - nichts gilt?
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Selbstgespräche.
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Dass die, die einem zu mehr Freizeit raten, gleichzeitig denken, man müsse diese dann mit ihnen verbringen, macht das Vorhaben keineswegs leichter.
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Ich liebte Herrn Linnenk...
So heißt er zwar nicht, sondern nur der Laden, den er damals von den beiden alten Schwestern übernommen hatte, aber ich nannte ihn so, weil ich eben diesen Laden liebte und den Namen seines neuen Besitzers ja nicht kannte.
Jedenfalls kam er mir immer vor wie der rechtmäßige Erbe dieses Geschäfts aus Zeiten, in denen sich so etwas noch Kolonialwarenhandlung schimpfte. Ich kaufte dort Tee und Kaffee, Schokoladen und Ingwer, Kandis und Kekse und die passenden Dosen dafür. Es gab auch Whiskey, Cognac, Sherry und dergleichen, alles von Feinsten, wie übrigens das gesamte altehrwürdige Interieur. Und Herr K. bewegte sich in diesen seinen Schätzen wie ein Gastgeber, und abends, kurz vor Ladenschluss, wenn er noch ein bisschen auf- und einräumte, wagte sich auch schon mal sein Hund hinter dem dicken Vorhang hervor, der die Privat- von den Geschäftsräumen trennt. So weit, so schön.
Es ist vielleicht drei Wochen her, dass ich dort wieder erschien. Ich fragte nach Earl Grey und wünschte ausdrücklich Darjeeling, nachdem mir seine Angestellte irgendwann mal den auf Ceylon-Basis verkauft hatte. Gab's nicht, sei aber geordert. Dann würde ich mir bis dahin mit Orangenblüten-Tee behelfen, ein Viertelpfund bitte. Auch ausgegangen, vielleicht den mit Orangenstückchen? Eher nicht. Ich kaufte schließlich Jasmin-Tee und vergewisserte mich nochmal der Öffnungszeiten, weil ich nur selten in diesen Teil der Stadt komme - und stand eine Woche später vor verschlossener Tür.
Am folgenden Samstag kam ich dazu, wie er eine ältere Kundin bediente, diese gekonnt in ein Gespräch verwickelte und - um die verlangten 500 Gramm zu erreichen - die Dose umdrehte und den letzten Rest, also auch den Teestaub mit in die Tüte schüttete. Es kam mir nun auch so vor, als wäre der früher üppig bestückte Laden mehr aus- als aufgeräumt. Was soll ich sagen, es gab wieder keinen Earl Grey, auch keinen Orangenblüten-Tee und auch nichts mit echter Vanille. Aller guten Dinge seien zwar drei, aber ich möge eine vierte Sorte benennen und wenn er auch diese nicht dahätte, wäre es ein Zeichen, dass ich für Lotto oder ein anderes Glücksspiel ein gutes Händchen hätte. Ich fragte nach Lapsang Souchong. Fehlanzeige.
Auf die verschlossene Tür am vergangenen Mittwoch angesprochen, erklärte er, dem Hund sei es schlecht gegangen, er habe mit ihm zum Tierarzt gemusst. Er lächelte gequält (andere Kunden hatten mittlerweile das Etablissement betreten) und bat mich, auf Kosten des Hauses einen fünften Versuch zu wagen: Rosenblüten-Tee. Leider musste ich später feststellen, dass das Tütchen etwas anderes, übel künstlich, fast weihnachtlich Duftendes enthielt. Ich rief ihn an: Sorry, ein Irrtum, die Dose habe direkt neben dem Rosentee gestanden, ich könne selbstverständlich umtauschen ...
Doch, einen weiteren (letzten) Versuch habe ich mir angetan. Aus alter Liebe oder so. Diesmal war die junge Dame hinter der Verkaufstheke. Meinen Rosentee habe ich bekommen, Earl Grey war wieder oder immer noch nicht vorrätig. Wenn mir der auf Ceylon-Basis zu intensiv sei in der Parfümierung, könne man ihn einfach mit einer neutraleren Sorte mischen. Jetzt war es an mir, gequält zu lächeln. Nein, räumte sie ein, zu Darjeeling mache ihn das allerdings nicht.
Auf Wiedersehen, sagte ich freundlich, und schönen Gruß an Herrn K.
Ja, traurig. Und demnächst bestelle ich wohl auch meinen Tee im Internet.
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Wird ja auch ZEIT.
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Wort des Tages: Habseligkeiten.
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Endlich. In den Ferien angekommen - sozusagen per Wurlitzer.
Wurlitzer heißt der Kater der Protagonistin. (Hier soll auch wieder ein Kater wohnen, unter Umständen noch einer.) Und die ersten achtzig Seiten haben soeben mein Aufstehvorhaben mit anschließendem Schwimmprogramm verhindert. Das zehnte Kapitel habe ich auch schon gelesen; ich weiß also, wie Daniel Glattauers eMail-Geschichte endet, falls ich aufweiche, während ich die Kapitel vier bis neun im Schaumbad mit Schaumkaffee zu mir nehme.
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Das Bedürfnis, jemandem Wein einzuschenken, reinen Wein.
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Rekord: drei Stunden für die 30 Meter von meinem Arbeitsplatz bis zum Auto.
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Ein ganzes Jahr schon vermisse ich ihn, oder sind's zwei?
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