Ich liebe meine Mittwoche, jedenfalls dann, wenn ich es schaffe, gegen Abend in die Musikschule zu gehen. Auf dem Weg dorthin komme ich als erstes an meinem Lieblingstabakladen vorbei, gleich nebenan mein zweitliebster Blumenladen, dann der Bäcker mit dem tollen Olivenbrot. Ein paar Schritte weiter der Copyshop, in dem Studenten arbeiten, die einem für ein bisschen Trinkgeld gerne die lästige Kopiererei abnehmen (heißt: auf dem Hinweg abgeben und auf dem Rückweg wieder abholen). Auch Klamottenläden sind zu passieren, die man am Freitag aufsuchen kann, wenn die Schaufenster mittwochs locken.
Beim Queren der Fußgängerzone sollte man immer ein paar Silbermünzen für die Musikanten übrig haben, dann weiter und am Fischgeschäft unbedingt mit geschlossenen Augen vorbei gehen (riecht wie Urlaub in Marseille). Danach noch ein Klamottenladen, noch ein Bäcker und noch ein Blumengeschäft (alles etwas preisgünstiger); außerdem ein Café, ein Drogeriemarkt für die lästigen Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs, Apotheken, Optiker, Feinkost, Früchte, Süßwaren, Kaufhaus - alles da.
Zuletzt: ein großer Platz, ein Zebrastreifen und die Tür in eine andere Welt.
Junge und junggebliebene Menschen mit ihren Instrumenten kommen und gehen; treppauf- und treppab klingt's und singt's gedämpft aus Übungs- und Unterrichtsräumen; ab und an gibt's auch eine größere Veranstaltung für die Öffentlichkeit. Alles ist etwas verwinkelt und unübersichtlich für ein Dorfkind wie mich, aber wenn ich am Jimi-Hendrix-Plakat vorbeikomme, ist alles gut: nun noch die Feuerschutztür und ich bin im Keller bei den Trommlern.
Hinaus geht's leichter: der Lehrer begleitet mich, wir teilen uns eine Zigarette, auch wenn der nachfolgende Schüler schon mit den Hufen scharrt. Und der nächste Bus, der kommt, entscheidet über den Verlauf meines Abends: Kino, Eis, kurz zur Freundin oder doch direkt nachhause.
Heute: frische Korrekturstifte, Popcorn, Schreibtisch. Morgen ausschlafen.